Am Freitag war es dann endlich soweit. Ich bin nach Hause geholt worden. Zuerst habe ich dann Scarlett kennen gelernt, meine große „Schwester“. Die ist ganz nett und die Ruhe selbst. Dann durfte ich mir das ganze Haus ansehen. Schick haben es Frauchen und Herrchen. Ach ja, ich ja jetzt auch. Lea und Laura waren auch da. Alle sind sehr nett zu mir. Ich glaube, hier kann ich es so richtig gut haben. Habe sogar mein eigenes Körbchen. Auch wenn mir das von Scarlett ja manchmal besser gefällt, denn die hat so ein orthopädisches Kissen drin, schließlich ist sie ja schon älter.
Aber der Service ist schon cool. Ein paar Mal am Tag bekomme ich mein Fresschen, Wasser steht immer bereit. Und zum Pippi und Häufchen machen werde ich rausgetragen. Das läuft. Alle bemühen sich sehr, dass ich die Trennung von Mama und meinen Geschwistern gut überstehe. Aber bis jetzt kann ich sagen, ich vermisse nichts :-)
…nämlich morgen! Dann darf ich endlich nach Hause. Frauchen und Herrchen waren die Woche schon mal da und haben mir so ein komisches Teil angepasst. Brustgeschirr nennen die das. Gefällt mir jetzt noch net sooo toll, aber man kann prima drauf rum kauen. Fürs Auto fahren wäre das ganz gut und so. Als wenn ich schon Auto fahren könnte, bin doch noch gar nicht volljährig. Und ne Leine soll da auch dran kommen können. Und wer darf das dann rumtragen? Ich. Aber die meinen es ja nur gut. Lauter neue Sachen.
Und ich habe gehört, die Schüler meiner neuen Klasse haben mein Häuschen in der Schule schon begutachtet. Sogar von drinnen. Aber wenn ich mal da bin, gehört das ganz alleine mir und nur ich darf da rein, zum Zurückziehen und Ausruhen. Bis dahin toben meine Geschwister und ich im Garten rum und halten die Züchterin auf Trab. Übrigens, meine Geschwister das sind Sammy, Charly, Milow, Oskar, Cooper, Lilo und ich. Wir sind ein tolles Rudel, und wenn bald der Tag kommt, wo wir getrennte Wege gehen, um in unsere neuen tollen Familien zu kommen, wissen wir aber, dass wir uns bald wiedersehen werden. Zum Einen wohnen wir gar nicht so weit auseinander und zum Anderen wird es mindestens einmal im Jahr ein Treffen geben. Und schließlich sind und bleiben wir eine Familie, eine Leben lang.
Schon während der letzten Wochen zeichnete sich bei der Züchterin der Gedanke ab, dass eventuell der Rüde mit dem roten Punkt ein geeigneter Schulhund sein kann. Er zeigte alle Merkmale, die wichtig für diesen Aufgabenbereich sind:
Er ist menschenbezogen, neugierig, mutig, nervenstark und freundlich. Meiner Klasse habe ich davon erzählt und bei Fotos wurde immer genau nach Rotpunkt Ausschau gehalten.
Die Frage wer Emil denn nun wirklich ist, blieb aber doch lange offen. Als jetzt der Welpentest durchgeführt wurde und es sich herausstellte, dass Angelikas Einschätzung sehr zutreffend war, erzählte ich natürlich sofort den Schülern davon.
Der Jubel war groß und alle haben sich gefreut, dass ihr bereits schon geliebter Rotpunkt tatsächlich unser Emil ist. Ich glaube es wäre sehr schwer zu erklären gewesen, wenn es nicht Rotpunkt geworden wäre. Puh, Glück gehabt!!!!
Seit nunmehr genau 8 Wochen ist das Thema Emil in der Klasse 2b präsent. Nahezu täglich wird er in unserem Unterricht bereits mit gedacht. Die freie Zeit in der Frühstückspause wird häufig genutzt um Fotos von Emil anzugucken und das Neueste im Blog zu lesen. Der Applaus für gute Schülerbeiträge wurde auf „lautlosen Hundeapplaus“ umgestellt, die Begrüßung wurde angepasst auf Hundelautstärke und bereits seit ein paar Wochen ertönt als Übung „Guten Morgen Frau Zinganell und Emil“ im Chor. Auf die Frage nach der Schülerzahl unserer Klasse antwortete Sophie „20 Kinder und Emil unser Schulhund“. Das sind nur wenige Auszüge von Kinderideen, die im Laufe der letzten Wochen entwickelt wurden.
Eine kurze Geschichte am Rande: Ich war in einer Drogerie im Ort einkaufen, in der eine Mutter meiner Klasse an der Kasse sitzt. Beim Bezahlen sagte sie zu mir: „Na, nur Kekse fürs Frauchen gekauft und keine Leckerchen für Emil?“ Da habe ich aber nicht schlecht gestaunt, dass sogar Eltern so weit denken.
Im Rahmen des Deutschthemas „Briefe schreiben“ wurden Briefe an Emil gesendet. Großer Jubel stellte sich ein, als Post von Emil zurück kam. Danke Angelika! :-) Emil hat dem Brief einen kleinen Plastikbeutel beigelegt, mit der Frage wofür dieser denn sei. Sofort gingen jede Menge Finger in die Luft, um die Antwort zu geben. „Das ist wenn Emil mal groß muss“ Aber irgendwie will außer mir niemand den Beutel benutzen…. Nun ja, das sehe ich selbstverständlich als meine Aufgabe an, das soll nicht von den Schülern erledigt werden.
Aktuell habe ich eine Hundehütte für Emil im Klassenraum bestellt. Die Kinder finden sie cool und haben sofort erklärt, dass eine Hütte besser ist als ein Körbchen, weil er da mehr Ruhe hat. Mal wieder war ich begeistert von dem Feingefühl der Klasse. Wo genau die Hütte stehen wird, ist noch unklar, wir diskutieren das gerade miteinander. Es gibt verschiedene gute Ideen.
Das Körbchen fürs Büro ist gekauft, das Büro ist umgeräumt, die neue Sekretärin wurde beim Bewerbungsgespräch schon auf die Einstellung zum Schulhund hin befragt (sie liebt Hunde :-)), der Hausmeister baut noch den Telefonstecker in einen Holzkasten hundesicher ein. Es geht eben richtig voran und alle Beteiligten freuen sich schon riesig auf Emils Einzug in der Schule.
Wenn ich von einem Besuch bei Emil am nächsten Tag in der Schule berichte, gibt es immer leuchtende Augen und alle drängeln sich um den Schreibtisch, um die neuesten Fotos anzugucken.
Ich mache jetzt erstmal Schluss, auch wenn ich endlich wieder Zeit zum Bloggen finde (Schuljahresende ist trotz bester Planung einfach sehr zeitintensiv) und berichte in den nächsten Tagen weiter.
Am Samstag war nun der Wesenstest, der von einer anderen Züchterin durchgeführt wurde. Und meine Züchterin hat die Familien ausgewählt, die am Besten für uns sind. Vom Charakter her und ihren Eigenschaften und Neigungen müssen die ja schon zu uns passen. Ich glaube, meine Züchterin hat das irgendwie andersrum erzählt, aber wir Geschwister sehen das so… ;-)
Auf jeden Fall wird die Familie Zinganell mein neues Zuhause sein. Ich? Ja, ich bin der Welpe, der bisher auf den Fotos und Videos als Rotpunkt durchs Bild huschte. Nächste Woche am Donnerstag kommt die Familie wieder zu Besuch, dann muss ich denen das schonend beibringen. Aber ich denke, die freuen sich darüber, und der Rest ist ja Erziehungssache. Gemeinsam bekommen wir das schon hin. Schließlich will ich mit meinem neuen Frauchen ja auch in die Schule gehen und da muss die sich schon zu benehmen wissen. Von meiner Klasse 2b, nach den Sommerferien die 3b, habe ich auch schon Post bekommen. Das hat mich sehr freut. Natürlich habe ich auch geantwortet.
Am 24.07. komme ich dann „nach Hause“. In der Woche vorher werden sich meine neue Familie und ich so oft sehen, wie es geht, damit wir uns gegenseitig noch besser kennen lernen können. Eine neue, spannenden Zeit liegt vor mir, vor uns!
Meine Schwester Lilo und ich erkunden schon mal die Umzugskartons… ;-)